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Kaffee und Blutdruck: Wie viele Tassen kann ich trinken?

Wie wirkt sich Kaffee auf den Blutdruck aus? Schadet Bluthochdruck-Betroffenen Kaffee?

Aktualisiert: 01.02.2022

Abbildung von einer Kaffeetasse. Bluthochdruck-Betroffene sollten beim Kaffee-Genuss aufpassen.
Photo by Emre Gencer on Unsplash

Ein Tag ohne Kaffee? Für viele undenkbar. Bluthochdruck-Betroffene sollten beim Kaffee-Genuss allerdings ein paar Empfehlungen beherzigen – damit die Blutdruckmessungen zuverlässig sind und der Kaffee den Blutdruck nicht unnötig in die Höhe treibt.

Kaffee: Blutdruck steigt kurz nach dem Genuss 

Koffein ist eines der ältesten Aufputschmittel. Der Pflanzenstoff regt das Herz und den Stoffwechsel an. Kaffee kann bei einzelnen Personen, genau wie Schwarztee und grüner Tee nach dem Trinken zu einer kurzfristigen Blutdruckerhöhung um etwa 10 bis 20 mmHg führen (Millimeter Quecksilbersäule). Doch Kaffee wirkt auf den Körper nicht immer gleich. Das aufgenommene Koffein kann seine Wirkung im Körper ganz unterschiedlich zeigen. Wer nur gelegentlich Kaffee trinkt, muss mit einem höheren Blutdruckanstieg rechnen als Menschen, die regelmäßig Kaffee trinken. Der Grund: Bei häufigerem Kaffee- oder Teekonsum gewöhnt sich der Körper an die Koffeinzufuhr. Infolge des Gewöhnungseffektes treten die Blutdruckanstiege nach ein bis zwei Wochen nicht mehr auf – oder fallen zumindest geringer aus. Die weitverbreitete Annahme, dass Kaffee generell für Menschen mit Bluthochdruck schlecht ist und ihren Blutdruck weiter in die Höhe treibt, hat sich in Untersuchungen nicht bestätigt. Möglicherweise wirken weitere im Kaffee enthaltene Substanzen wie der Chlorogensäure (eine Kaffeesäure-Verbindung) der Koffeinwirkung entgegen. Es gibt auch keine Belege, dass Kaffeetrinken, das Risiko erhöht, einen Bluthochdruck zu entwickeln.

Achtung:

Koffein in Reinform, etwa in “Wachmacher-Pillen” kann durchaus einen ungünstigen Effekt auf den Blutdruck haben – besonders bei Menschen mit ohnehin zu hohen Werten. 
 

Blutdruck: Kaffeeverzicht vor der Messung

Damit allerdings eine mögliche kurzfristige Blutdruckerhöhung nach dem Kaffeetrinken nicht die Blutdruckmesswerte verfälscht, ist es ratsam entweder vor dem Kaffeetrinken zu messen oder anschließend etwa 30 Minuten zu warten. Das gilt im Übrigen auch für das Trinken von schwarzem oder grünem Tee und  ist vor allem für Bluthochdruck-Betroffene in Hinblick auf die Blutdruckmessungen wichtig zu wissen. Sonst sind die gemessenen Werte zu hoch. Ein genereller Kaffeeverzicht ist jedoch bei Bluthochdruck nicht erforderlich.

In einer aktuellen Untersuchung zum Effekt von Kaffee auf das Herz, die 2021 beim Kongress der europäischen Kardiologen vorgestellt wurde, haben die Wissenschaftler sogar festgestellt, dass ein moderater Kaffeekonsum mit bis zu drei Tassen am Tag sich vorteilhaft auf die Herzgesundheit auswirkte. Dazu waren fast 500.000 – herzgesunde – Menschen zu ihrem Kaffeekonsum befragt worden und ihre Gesundheit über 10-15 Jahre beobachtet worden. Bei 30.000 Studienteilnehmern wurde auch die Herzstruktur mit einem bildgebenden Verfahren (MRT) untersucht. Auch hier zeigte sich, dass der tägliche moderate Kaffeekonsum nicht schadete, sondern sich eher positiv auf die Herzfunktion auswirkte.

Dies gilt natürlich nur vorausgesetzt, Sie vertragen Kaffee. Denn die Reaktionen auf Koffein können von Person zu Person stark variieren. Treten daher nach dem Kaffee-Genuss bei Ihnen Herzklopfen, Schwitzen, Zittern, Kopfschmerzen, Unwohlsein oder Magenbeschwerden auf, sollten Sie besser verzichten. Bei akutem Unwohlsein nach dem Kaffee hilft es, wenn Sie Wasser trinken. Wasser beschleunigt die Ausscheidung von Koffein. Kommt es Ihnen mehr auf den Kaffeegeschmack an? Dann probieren Sie doch einmal entkoffeinierten Kaffee. Auch hier gibt es eine Menge verschiedener Sorten – da ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Herz-Tipp:

Messen Sie nach dem Kaffeetrinken Ihren Blutdruck, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich das Getränk auf Ihren Blutdruck auswirkt. Steigt der Blutdruck deutlich an, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob und welche Kaffeemengen für Sie unbedenklich sind. Fragen Sie auch nach, ob sich Kaffee möglicherweise negativ auf die von Ihnen eingenommenen Medikamente auswirken kann.

Kann Kaffee Herzrhythmusstörungen verstärken?

Die Sorge, dass sich Kaffeekonsum ungünstig bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen auswirkt, konnte inzwischen in Untersuchungen widerlegt werden. Einer Publikation aus dem Jahr 2020 zufolge hat sich sogar das Trinken von sechs Standardtassen Filterkaffee am Tag aus kardiovaskulärer Sicht als unbedenklich herausgestellt – selbst für Patienten, die bereits herzkrank sind. Eine neue Publikation aus dem Jahr 2021, die die Daten von drei großen Studien berücksichtig hat, konnte ebenfalls keinen negativen Effekt für Kaffeekonsum ermitteln. Im Gegenteil: Danach wirkte sich der Konsum von Kaffee (bei mehr als 3 Tassen pro Tag) sogar positiv auf das Risiko aus, eine Herzschwäche zu entwickeln.

Wie viel Koffein steckt wo drin? 

Nicht nur Kaffee und Tee enthalten Koffein, sondern auch andere Lebensmittel:

  • Tasse Filterkaffee: 200 Milliliter rund 90 Milligramm
  • Tasse Espresso: 63 Milligramm
  • Energydrink: 250 Milliliter um die 80 Milligramm
  • Tasse Schwarztee: 200 Milliliter rund 45 Milligramm
  • Cola: 330 Milliliter rund 35 Milligramm
  • Zartbitterschokolade: 50 Gramm etwa 25 Milligramm

Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sind für einen gesunden, erwachsenen Menschen bis zu 200 Milligramm Koffein als Einzeldosis – also Koffein, das innerhalb kurzer Zeit aufgenommen wird – gesundheitlich unbedenklich. Dennoch ist Koffein nicht prinzipiell ungefährlich. Auch hier macht die Dosis das Gift. In höherer Dosis können Angst Unruhe, Nervosität, Gereiztheit oder Schlaflosigkeit auftreten. Mit derartigen Nebenwirkungen ist ab eine Dosis von etwa 1,2 Gramm und höher zu rechnen. Wer als regelmäßiger Kaffee(viel)trinker abrupt keinen Kaffee mehr zu sich nimmt, muss mit leichten Entzugssymptomen rechnen, wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und depressiver Verstimmung. Tödlich sind erst 10-14 Gramm Koffein – was realistisch über Getränke nicht erreicht wird. Herzexperten raten nach derzeitigem Wissensstand dazu, über den Tag verteilt maximal 400 Milligramm  Koffein in Getränkeform zu sich zu nehmen ­– was vier bis fünf Tassen Kaffee entspricht.

Drei Fakten zum Kaffee

Illustration eines Eurozeichen

Kaffee als Wirtschaftsfaktor

Rund vier Milliarden Euro werden jährlich im deutschen Lebensmittelhandel mit Kaffee umgesetzt.
Kaffeetasse

Lieblingswachmacher

Etwa 168 Liter Bohnenkaffee trinkt jeder Deutsche im Durchschnitt pro Jahr.
Illustration einer Kaffeemaschine

Fleißige Kaffeetrinker

Etwa 77.000 Tassen Kaffee trinkt jeder Deutsche im Laufe seines Lebens

Ist Kaffee ein Flüssigkeitsräuber?

Was ist eigentlich dran an der Behauptung, dass Kaffee ein Flüssigkeitsräuber ist? Es stimmt, dass die Inhaltsstoffe leicht "diuretisch" wirken, den Körper also zu vermehrter Ausscheidung von Wasser und Salzen über die Nieren anregen. Wer regelmäßig Kaffee trinkt, gewöhnt sich allerdings bis zu einem gewissen Grad daran und die entwässernde Wirkung lässt nach. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) können Kaffee sowie schwarzer und grüner Tee ohne Zucker genau wie Wasser zur täglichen Flüssigkeitsbilanz hinzugezählt werden. In erster Linie seien sie jedoch Genussmittel und keine Durstlöscher.

Experte

Prof. Dr. med. Heribert Schunkert
Portrait von Prof. Heribert Schunkert

Ihre Frage

Verschiedenen Kaffeeformen
Photo by Nathan Dumlao on Unsplash
Wie wirkt sich Kaffee auf den Blutdruck aus und was sollten Sie bei ihrem täglichen Kaffeekonsum beachten?

Dieter Klaus

Prof. Dr. med.

Broschüre

Abbildung einer Zeitschrift
  • Unabhängige Informationen
  • Von Herzexperten verfasst
  • Medizinisches Wissen einfach geschrieben
  • Verfasst nach aktuellem medizinischen Wissenstand

Bluthochdruck-Broschüre der Herzstiftung 

 In welchem Alter sollte der Blutdruck wie tief gesenkt werden? Welche Ernährung ist bei einem Bluthochdruck sinnvoll? Das und vieles mehr beantwortet die Bluthochdruck-Broschüre der Herzstiftung.

  • Coffee, Caffeine and Health, N Engl J Med 2020;383:369-78. DOI: 10.1056/NEJMra1816604
  • Association Between Coffee Intake and Incident Heart Failure Risk, Circulation: Heart Failure. 2021;14:e006799,  doi.org/10.1161/CIRCHEARTFAILURE.119.006799,
  • Light die moderate coffee drinking associated with health benefits, ESC.org, press release 28.8.2021
  • Internet: https://de.statista.com/themen/171/kaffee/ (Stand:2021)
10 Kommentare
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Überprüfen Sie bitte das Recaptcha.
Ilse Jacobs- Jansen Bad Schwalbach

Der Botenstoff Histamin bei der Histaminintoleranz und
auch Mastozytosen und MCA/S kann leider einen sehr negativen Einfluss in Form von Triggern auf die Mastzellen haben und Histamin Ausschüttung in das Blutsystem bewirken und auch in Organe ! Histamin setzt auch der Blase zu mit Schmerzen , wie bei einer Zystitis
Durch Koffein im Kaffee! Auch koffeinfreier Kaffee !!! Leider !!!! Ich weiß es aus eigener Erfahrung !

Deutsche Herzstiftung

Hallo Frau Jacobs-Jansen,

vielen Dank, für Ihren Erfahrungsbericht.

Ihre Deutsche Herzstiftung

Keiner Christine Predota Traismauer

Sehr hilfreich!hatte , vieles nicht gewusst

Erhöhter Blutdruck Rolf Meyer Köln

Ihre Informationen waren mir sehr hilfreich. Danke dafür.

Rainer Dehnen Hamburg

Danke für die interessante Kaffeeinformation, hat gut als Infoquelle geholfen.

Hans-Jürgen Schmidt Kißlegg

Der Beitrag hat meinen Kenntnisstand bestätigt (ich war auf Kreta und habe an den Kardiowochen teilgenommen). Trotzdem beschränke ich meinen K-Konsum auf zwei Tassen pro Tag, früher bis zu zehn Tassen. Das bekommt mir einfach gut, vor allem zusammen mit der Zeitungslektüre. Das entspannt!!!

Wolfgang Harnischfeger Berlin

gut erklärt, danke!

Wolfgang A. Kelberg

Ich trinke jeden morgen ca. 3 - 5 Tassen Kaffee ( Koffeinhaltigen ), und Nachmittags immer 1 Tasse. Mein Blutdruck ist eigentlich immer in Ordnung, nur wie heute liegt er bei 82/42-88. Ich bin Diabetiker - Typ II und bin auch Herzkrank. Ich habe auch schon 7 Stents gesetzt bekommen. Ich bin 62 Jahre alt.

Karin S. Laucha

War für mich sehr hilfreich, habe Angst wegen meiner hohen Blutdruckwerte

Ramona S. Hannover

Info klar und präzise

Frau schaut auf Ihr Handy und bekommt eine Nachricht
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