So geht die Herzdruckmassage
Der plötzliche Herztod ist eine “menschliche Katastrophe“, der wir auch heute noch ziemlich hilflos gegenüberstehen. Er ist die Folge eines akuten Herz-Kreislauf-Zusammenbruchs, den alleine in Deutschland Jahr für Jahr 65.000 Personen erleiden. Die Rettungsmöglichkeiten sind gering. Nur 5-10 Prozent der Wiederbelebungsversuche sind erfolgreich. Wird ein Kreislaufzusammenbruch beobachtet, hängt die Überlebenswahrscheinlichkeit wesentlich von der Schnelligkeit und der Qualität ab, mit der die Erstmaßnahmen zur Wiederbelebung eingeleitet und durchgeführt werden. In jeder Minute, in der ein Patient mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand nicht mittels Herzdruckmassage behandelt wird, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10 Prozent. Diese kurze Zeitschiene, in der eine erfolgreiche Wiederbelebung möglich ist, rücken Ersthelfer/innen (zumeist medizinische Laien, die den Zusammenbruch beobachtet haben) ins Zentrum der Rettungskette.
Die Überlebenskette
Die Überlebenskette steht als Symbol für die wesentlichen Einzelschritte, die im Rahmen einer Wiederbelebung vorzunehmen sind. Der Erfolg einer Wiederbelebung wird bestimmt von der Qualität der jeweiligen Einzelmaßnahmen.

1. Prüfen: Bewusstlosigkeit und Atmung
- Wenn eine Person plötzlich umfällt oder auf dem Boden liegend vorgefunden wird, muss zunächst überprüft werden, ob diese bewusstlos ist und ob die Bewusstlosigkeit durch einen Herz-Kreislauf-Zusammenbruch bedingt ist.
- Dazu wird die Person laut angesprochen (z.B.: „Hallo, hallo, was ist passiert, wie heißen Sie?“). Wenn die Person nicht reagiert und sich der Brustkorb als Zeichen der Atmung nicht typisch auf und ab bewegt, muss sofort Hilfe herbeigerufen werden (Notruf 112 ).
ACHTUNG: Schnappatmung oder Röcheln ist keine normale Atmung.

2. Rufen (Tel. 112)
- Haben Sie festgestellt, dass die Person bewusstlos ist, sollten Sie umgehend zum Telefon greifen – oder andere Personen drum bitten – und per 112 einen Notruf absetzen. Beantworten Sie der Notrufzentrale alle wichtigen Fragen:
- Wer ruft an (Name, Telefonnummer)?
- Was ist passiert? Sie haben eine bewusstlose Person gefunden und Hinweise auf einen Herzstillstand.
- Wo befindet sich die Person? Geben Sie die Adresse möglichst genau an.
- Beenden Sie das Gespräch erst, wenn die Notrufzentrale keine Rückfragen mehr hat.

3. Drücken
- Dazu kniet man sich an eine Seite (egal ob rechts oder links) der Person. Den Handballen auf die Mitte des Brustbeines aufsetzen, zweite Hand auf den Handrücken der ersten platzieren. Senkrecht über die Brust der Person beugen und mit gestreckten Armen das Brustbein 5-6 cm in Richtung Wirbelsäule mit einer Frequenz von 100-120 pro Minute drücken. Die Herzdruckmassage wird durchgeführt, bis das Rettungsteam eintrifft.
- Zum Schutz vor einer Infektion empfiehlt es sich, den Mund und die Nase mit einem dünnen Tuch (z.B. Schal oder Taschentuch) zu bedecken.
- Rufen Sie um Hilfe - die Herzdruckmassage ist extrem anstrengend. Wechseln Sie sich ab!
Wichtig: Die Herzstiftung empfiehlt Laien ausdrücklich keine Mund-zu-Mund-Beatmung durchzuführen.

4. Schocken
Der Automatisierte Externe Defibrillator (AED) kommt nur zur Anwendung, wenn mindestens zwei Helfer/innen vor Ort sind und jemand weiß, wo in unmittelbarer Nähe ein AED installiert ist. So kann eine Person die Herzdruckmassage durchführen, während die andere den AED holt. Nachdem Sie den AED eingeschaltet haben, müssen Sie nur den Anweisungen des Sprachcomputers folgen.
Wichtig: Unterbrechen Sie die Druckmassage nur, wenn der Sprachcomputer Sie dazu auffordert.
Wichtige Fragen zur Wiederbelebung
Durch die Atemspende wird Sauerstoff in die Lunge gebracht und dort auf das Blut übertragen. Durch die Herzdruckmassage wird das Blut (Sauerstoff) dann zum Gehirn transportiert. Zwei Gründe, warum man in der Frühphase eines Herzstillstandes auf eine Atemspende verzichten sollte:
- Studien haben gezeigt, dass bei einem akuten Herzstillstand noch mehrere Minuten ausreichend Sauerstoff im Blut ist. Er kommt aber wegen des fehlenden Blutflusses nicht zum Gehirn. Deshalb ist eine Herzdruckmassage, mit der ein künstlicher Blutfluss erzeugt wird, so wichtig. Eine Patientin oder ein Patient mit einem Herzstillstand hat also kein „Sauerstoff-Mangel-Problem“, sondern ein „Sauerstoff-Transport-Problem“. Nicht die Beatmung, sondern die Herzdruckmassage ist in der Frühphase einer Wiederbelebung die lebensrettende Maßnahme. Wird die Herzdruckmassage unterbrochen – z.B. für eine Atemspende – sterben sofort zahlreiche Gehirnzellen ab.
- Immer wieder berichten Zeuginnen und Zeugen eines Herz-Kreislauf-Stillstandes, dass sie so aufgeregt und geradezu „kopflos“ waren, dass sie sich nicht mehr an die einzelnen Schritte der Reanimation, einschließlich der Mund-zu-Mund-Beatmung, erinnern konnten. 15:2 oder 30:2? Erst mit der Beatmung beginnen oder zunächst Herzdruckmassage? Ist Mund-zu-Mund oder Mund-zu-Nase besser? Und, um nichts falsch zu machen, haben sie lieber gar nichts gemacht Aus diesen Gründen sollte auf eine Maßnahme, deren Wert medizinisch umstritten ist, die möglicherweise mehr schadet als hilft und die die Ersthelfer/innen von der Ersthilfe abhält, weil sie ihnen zu kompliziert erscheint, verzichtet werden.
Auch die Defibrillation – das Beseitigen von Herzkammerflimmern mit einem Elektroschock – gehört zu den Wiederbelebungsmaßnahmen. Zwar wird durch die Herzdruckmassage bei flimmerndem Herzen so viel Blut zum Gehirn „gedrückt“, dass die Gehirnzellen nicht absterben. Eine normale Herz-Kreislauf-Funktion kann jedoch erst wieder auftreten, nachdem das Flimmern (Fibrillieren) beseitigt ist und das Herz wieder die Pumpfunktion übernehmen kann, die vorher „behelfsmäßig“ die Herzdruckmassage innehatte. Je früher das Flimmern beseitigt werden kann, je früher also die Herzdruckmassage „abgelöst werden kann“ von einem alleine schlagenden Herzen, umso größer der Reanimationserfolg. Die früheren Geräte zur Defibrillation (Defibrillatoren) mussten individuell eingestellt werden, waren kompliziert zu bedienen und konnten daher nur von ausgebildeten Notärztinnen und -ärzten betätigt werden. Die mussten aber erst von dem Erstretter gerufen werden, sodass bis dahin wichtige Minuten vergingen. Seit mehreren Jahren gibt es nun auch Defibrillatoren, die von Laien bedient werden können. Diese AEDs (Automatisierte Externe Defibrillatoren) arbeiten weitgehend automatisch. Nur die Elektroden müssen auf den Brustkorb geklebt werden. Zum Auslösen des Schockes muss ein Knopf gedrückt werden.
Wenn nur eine Helferin oder ein Helfer vor Ort ist, beginnt diese/r, nachdem sie/er den Notruf 112 angerufen hat, sofort mit der Herzdruckmassage, wie oben beschrieben. Diese wird bis zum Eintreffen des Rettungsteams fortgesetzt, das die Reanimation übernimmt und auch die Defibrillation durchführt. Wenn zwei Helfer/innen vor Ort sind und jemand weiß, wo in der unmittelbaren Nähe ein AED installiert ist, sollte dieser durch die zweite Helferin oder den zweiten Helfer geholt werden.
Ja, das ist möglich. Das Sprachprogramm der heutigen AEDs ist so klar und verständlich, dass auch Nichtausgebildete die einzelnen Schritte zur erfolgreichen Defibrillation vornehmen können. Dennoch: Die Herzstiftung empfiehlt in jedem Fall, sich in den Basismaßnahmen einer Wiederbelebung einschließlich der Bedienung eines AED ausbilden zu lassen. Wichtig ist auch, sich immer mal wieder vorzustellen, was man tun müsste, wenn jemand plötzlich einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet. In einer extremen Stresssituation noch einen „kühlen Kopf“ zu bewahren, ist für einen Laien sowieso schon eine außerordentliche Leistung. Hilfreich ist in solchen Fällen, sich die zu tätigenden Schritte einzuprägen und immer wieder zu üben. Auch dazu gibt die Herzstiftung Hilfestellung.
Kann man lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen – also auch dem plötzlichen Herztod – vorbeugen?
Lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen treten nur bei einer vorhandenen Herzschädigung auf. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um eine Herzkranzgefäßerkrankung. Seltener sind auch eine Herzmuskelerkrankung oder angeborene Herzfehler die Ursache. In vielen Fällen ist den Betroffenen eine Herzerkrankung gar nicht bekannt. Entsprechend ist bei diesen Personen der plötzliche Herztod das traurige „Erstsymptom“ ihrer Herzerkrankung. Vorbeugung einer lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörung heißt somit, eine zugrunde liegende Herzkrankheit rechtzeitig zu erkennen und konsequent zu behandeln. Es ist daher sehr wichtig, Symptome einer Herzerkrankung wie Luftnot, Brustschmerzen, Einschränkung der Belastbarkeit oder auch nur eine allgemeine körperliche Schwäche ernstzunehmen und abklären zu lassen. Auch plötzliche, unerklärliche Bewusstlosigkeiten oder abrupt auftretendes Herzrasen mit dem Gefühl einer drohenden Bewusstlosigkeit sind Warnsymptome, die zur notfallmäßigen Vorstellung im Krankenhaus Anlass geben sollten. Noch „schöner“ wäre es natürlich, wenn es gar nicht zur Herzkrankheit kommen würde. Wenn also die bekannten Risikofaktoren (Bluthochdruck, Diabetes, erhöhtes Cholesterin oder Rauchen) durch Vermeidung bzw. konsequente Behandlung bereits „im Keime erstickt“ würden.
Eine Patientin oder ein Patient mit einem plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand verstirbt innerhalb von wenigen Minuten, wenn nicht sofort durch eine Person Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet werden und damit die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsteams überbrückt wird. Im Zentrum dieser Maßnahmen steht die Herzdruckmassage, durch die das Blut vor allem zum Gehirn gepumpt wird, sodass die Gehirnzellen nicht absterben können.
Experte
Prof. Dr. Dietrich Andresen ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Notfall-Medizin und Mitglied im Vorstand der Deutschen Herzstiftung e.V. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung (2018-2021) gehören die Diagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörungen sowie die interventionelle Therapie der Koronaren Herzkrankheit und Klappenerkrankungen.

Unser Informationsmaterial
-
Rettungskette bei Herzstillstand (2020)
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Wiederbelebung ganz einfach
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Was tun im Notfall (2019)
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