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Behandlung der koronaren Herzkrankheit (KHK)

Mit Medikamenten und Eingriffen Folgeerkrankungen vermeiden.

Patientinnen und Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) haben ein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkte oder Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Hierdurch ist die Sterblichkeit erhöht. Deshalb versuchen Ärztinnen und Ärzte, die KHK unbedingt zu behandeln. Ihnen stehen heute zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung.

KHK-Behandlung mit Medikamenten 

Bei der Koronaren Herzkrankheit verengen Ablagerungen (Plaques) aus Cholesterin, Kalk, Entzündungszellen und Bindegewebe die Blutgefäße. Sind die Koronararterien betroffen, wird der Herzmuskel nicht mehr richtig mit Blut versorgt. Medikamente beseitigen die Einengung von Herzkrankgefäßen zwar nicht, sie ermöglichen Patientinnen und Patienten aber oft ein gutes und langes Leben, fast wie bei Menschen ohne KHK. Es kommt zu weniger Folgeerkrankungen und zu weniger Todesfällen, weil das Fortschreiten der Ablagerung aufgehalten wird.

Herz-Tipp: 

Nehmen Sie alle Medikamente nach Anweisung ihrer Ärztin oder Ihres Arztes ein – lassen Sie nicht eigenmächtig Arzneimittel weg. Ansonsten drohen schwere Folgeerkrankungen. Mit Wochenboxen aus Ihrer Apotheke behalten Sie den Überblick. Kommt es nach der Einnahme zu Nebenwirkungen, sollten Sie umgehend Ihre Ärztin oder Ihren Arzt kontaktieren.  

Begleiterkrankungen einer KHK therapieren 

Bei der Behandlung verfolgen Ärztinnen und Ärzte ein umfassendes Konzept. Sie berücksichtigen den erhöhten Blutdruck, den Spiegel an „schlechtem“ LDL-Cholesterin, den Blutzucker und den Body Mass Index (das Verhältnis von Körpergewicht zur Körpergröße) und weitere Risikofaktoren. Zeigt sich nach der Diagnose, dass die Blutdruckwerte zu hoch sind, erhalten Betroffene ein Rezept über blutdrucksenkende Medikamente (Antihypertensiva). Ziel ist, einen Wert unterhalb von 140/90 mmHg einzustellen. Idealwerte für den oberen Wert liegen bei 120-130 mmHg. Ärztinnen und Ärzte verordnen u.a. harntreibende Medikamente (Diuretika), Betablocker oder Kalziumkanalblocker, ACE-Hemmer oder Sartane. 

Leiden Menschen an der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), sollte ein HbA1c-Wert unter 7,0 % erreicht werden. Dies gelingt möglicherweise mit Tabletten. Betroffene erthalten u.a. Metformin. Sollte der Diabetes schon weiter fortgeschritten sein, muss Metformin mit anderen Medikamenten kombiniert werden. Außerdem ist der HbA1c-Wert regelmäßig zu überprüfen. HbA1c steht für den Blutfarbstoff Hämoglobin, an den Glucose gebunden ist. 

Erhöhte Werte des „schlechten“ LDL-Cholesterins zu senken, ist auch Teil des Behandlungsplans. Ist das Risiko, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erleiden, groß, raten Expertinnen und Experten zu LDL-Cholesterinwerten unter 100 mg/dl (2,5 mmol/l). Bei sehr großem Risiko sollten sogar weniger als 70 mg/dl (1,8 mmol/l) erreicht werden. Die neuesten Leitlinien streben sogar Werte unter 50 mg/dl an. Dies gelingt u.a. mit Statinen, einer speziellen Wirkstoffgruppe. Es gibt mehrere Statine, die mit unterschiedlicher Wirkstärke den  LDL-Cholesterinwert senken. Sie alle greifen in den körpereigenen Cholesterin-Stoffwechsel ein. Darüber hinaus verhindert Ezetimib, dass Cholesterin im Dünndarm aufgenommen wird. Als letzte Möglichkeit bleiben noch PCSK9-Hemmstoffe. Hier handelt es sich um Antikörper, die gespritzt werden. Sie steigern über Umwege den Abbau von LDL-Cholesterin.

Die Grunderkrankung KHK behandeln 

Darüber hinaus gibt es einige Wirkstoffe, die sich gezielt gegen die koronare Herzerkrankung und ihre Folgen richten. Reißen Plaques ein, entstehen an dieser Stelle möglicherweise Blutgerinnsel. Im schlimmsten Fall verschließt sich eine Koronararterie komplett, und es kommt zum Herzinfarkt. Einige Wirkstoffe verhindern die Verklumpung von Blutplättchen (Thrombozyten). Sie werden deshalb Thrombozytenaggregationshemmer genannt. Besonders bekannt ist Acetylsalicylsäure (ASS). Der Arzneistoff wird auch bei stabiler KHK in niedrigerer Dosierung zur Behandlung von Schmerzen verordnet. Wer nach der Einnahme von ASS unter Sodbrennen leidet, erhält zusätzlich einen Säureblocker (Protonenpumpenhemmer). Vertragen Patientinnen und Patienten ASS nicht, eignet sich Clopidogrel. Nach Stentimplantation werden ASS und Clopidogrel in Kombination eingesetzt. 

Betablocker hemmen die Wirkung des Stresshormons Adrenalin und des Botenstoffs Noradrenalin. Sie senken sowohl die Ruhefrequenz des Herzens als auch den Blutdruck. Ärztinnen und Ärzte verordnen Betablocker bei einer stabilen Angina pectoris bzw. nach einem Herzinfarkt – oft auch nur für eine gewisse Zeit. 

Trotz der Dauerbehandlung können Angina pectoris-Anfälle auftreten. Um die Beschwerden schnell zu lindern, verschreiben Ärztinnen und Ärzte rasch wirksame Nitrate als Spray, Tropfen, Kapseln oder Lutschtabletten. Diese Medikamente sollten Betroffene immer bei sich haben. Nitrate erweitern Blutgefäße, auch die bei KHK verengten Herzkranzgefäße. 
Diuretika, ACE-Hemmer oder Sartane werden heutigen Leitlinien zufolge bei KHK ohne Herzschwäche und ohne Bluthochdruck nicht zwingend empfohlen.  

Verengte Gefäße bei KHK durchgängig machen 

Gelingt es mit Medikamenten nicht, die Beschwerden zu kontrollieren oder deuten Untersuchungen auf eine ausgeprägte KHK mit mehreren Einengungen oder Verschlüssen hin, haben Ärztinnen und Ärzte zwei weitere Möglichkeiten, um Gefäße zu eröffnen (zu revaskularisieren). Sie können Gefäßstützen (Stents) mit einem Herzkatheter einsetzen oder Engstellen durch zusätzlich eingesetzte Blutgefäße überbrücken (Bypass). Sind mehrere Gefäße betroffen oder sind die Einengungen für einen Stent ungünstig, sprechen sich europäische Leitlinien für die Bypass-OP aus. Beide Verfahren haben ihre Vor- und Nachteile. Im Zweifelsfall diskutieren interdisziplinäre Herz-Teams alle Fakten und sprechen eine Empfehlung für den einzelnen Betroffenen aus. 

Behandlung der KHK

5 Mio.

KHK-Patient/innen

Alleine in Deutschland gibt es rund 5 Millionen KHK-Betroffene.
240.000

Stent-Implantationen

Mehr als 240.000 Patientinnen und Patienten werden jährlich in Deutschland mit einem Stent versorgt.
35.000

Bypass-Operationen

Bypass-OPs gehören zu den Routineeingriffen – pro Jahr werden mehr als 35.000 Patient/innen versorgt .

Experte

Prof. Dr. med. Heribert Schunkert
Portrait von Prof. Heribert Schunkert

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Team-Prof-Rath
Universitätsklinikum Tübingen Das Team der Forschungsgruppe (v.l.): Madhumita Chatterjee, PHD; Dr. med. Dr. med. univ. Dominik Rath, PD; Dr. med. Monika Zdanyte; Dr. med. Patrick Groga-Bada
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  2. Erfahren Sie hier, welche Beschwerden Verengungen der Herzkranzgefäße verursachen – und welche Krankheitsformen Ärztinnen und Ärzte unterscheiden.
  3. Wie erkennen Ärztinnen und Ärzte eine koronare Herzkrankheit? Nach welchen Symptomen fragen sie? Und welche Möglichkeiten zur Diagnose gibt es?

Unsere Quellen:

  • Internet: https://leitlinien.dgk.org/files/2019_Pocket_Leitlinie_Hypertonie_Version2018.pdf (Stand: 2018)
  • Internet: http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/fileadmin/Redakteur/Leitlinien/Evidenzbasierte_Leitlinien/NVL_Typ-2_Therapie-lang_Apr_2014.pdf (Stand: 2014)
  • Internet: http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/fileadmin/Redakteur/Leitlinien/Evidenzbasierte_Leitlinien/NVL_Typ-2_Therapie-lang_Apr_2014.pdf (Stand: 2014)
  • Internet: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-004l_S3_KHK_2019-04.pdf (Stand: 2019)
  • Internet: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-004l_S3_KHK_2019-04.pdf (Stand: 2019)
  • Internet: https://www.escardio.org/Guidelines/Clinical-Practice-Guidelines/ESC-EACTS-Guidelines-in-Myocardial-Revascularisation-Guidelines-for (Stand: o.D.)
  • Internet: https://www.dgthg.de/de/node/332 (Stand: 2018)
Frau schaut auf Ihr Handy und bekommt eine Nachricht
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