Was haben Beinschmerzen mit dem Herzen zu tun? Im ersten Moment denkt man: gar nichts. Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Bestimmte Formen von Beinschmerzen können auf ein erhöhtes Herzinfarktrisiko hindeuten. Sie sollten diese unbedingt ernst nehmen und ärztlich abklären lassen.
Schmerzen in Waden und in Zehen können auf eine Gefäßerkrankung hindeuten
Beinschmerzen, die mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko einhergehen, lassen sich in der Regel daran erkennen, dass sie beim Gehen in den Waden auftreten und beim Stehenbleiben wieder nachlassen. Außerdem kann es im Liegen zu Schmerzen in der Zehengegend kommen, die sich beim Aufstehen wieder abschwächen. Dennoch sollte man sich nicht vollkommen auf diese Schmerzbeschreibung verlassen. Die Symptome können auch in anderen Beinabschnitten auftreten; zum Beispiel in den Oberschenkeln oder im Gesäß. Ursache für die Beinschmerzen kann eine Arteriosklerose sein, die umgangssprachlich auch Gefäßverkalkung genannt wird. Bei dieser Erkrankung bilden sich Ablagerungen in den Blutgefäßen, die zu gefährlichen Durchblutungsstörungen führen können. Die Erkrankung kann überall im Körper auftreten. Wenn sie die Beine betrifft, nennt man das die „periphere arterielle Verschlusskrankheit“ (pAVK). Sie gehört zu den häufigsten Erkrankungen des höheren Lebensalters. Etwa 3 Prozent der Bevölkerung sind in Deutschland von Durchblutungsstörungen in den Beinen betroffen. Im Volksmund wird sie gerne auch „Schaufensterkrankheit“ genannt – Betroffene müssen beim Gehen oft Pausen einlegen und tun dies häufig vor einem Schaufenster, um das Problem zu kaschieren.
Bei Beinschmerzen immer auch das Herz untersuchen lassen
Die Arteriosklerose ist eine sogenannte Systemerkrankung. Das bedeutet, sie erfasst den gesamten Organismus und bleibt nicht auf eine Stelle beschränkt. Die Beine sind in der Regel relativ spät betroffen. Meistens besteht dann auch schon eine deutliche Verengung der Herzkranzgefäße. Diese Erkrankung nennt sich „koronare Herzkrankheit“ (KHK) und kann extrem gefährlich werden: Die Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen und die dadurch entstehenden Verengungen können dafür sorgen, dass der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird – häufige Folgen sind Herzinfarkte, Herzrhythmusstörungen oder Herzschwäche. Da eine Arteriosklerose in den Beinen also häufig mit der koronaren Herzkrankheit einhergeht, sollte man Beinschmerzen nicht auf die leichte Schulter nehmen und immer auch das Herz untersuchen lassen. Wie bedeutungsvoll das ist, beweist auch die Statistik: Bei 40–60 Prozent der Patientinnen und Patienten, die von der Durchblutungsstörung in den Beinen betroffen sind, bestehen auch Hinweise für einen Herzkranzgefäßerkrankung.
Sie leiden unter Beinschmerzen? Das ist jetzt zu tun
Erste Anlaufstelle bei Beinschmerzen ist die Hausärztin oder der Hausarzt. Denn schon mit ein paar einfachen Untersuchungen lässt sich einschätzen, ob die Beinschmerzen wirklich auf eine Durchblutungsstörung zurückgehen. Außerdem gibt es neben den Beinschmerzen noch weitere Symptome, die auf die Verschlusskrankheit pAVK hindeuten:
- Das betroffene Bein ist blass, besonders nach Gehbelastung oder bei Hochlagerung.
- Spontane Rötung des Beins tritt auf, wenn es wieder nach unten gehalten wird.
- Das betroffene Bein ist kühler als das andere. Die Venen sind nicht gefüllt.
- Am betroffenen Bein ist ein Haarverlust erkennbar.
- Die Beinhaut wird dünn, schuppig und ist leicht verletzlich.
- Die Nägel verfärben sich gelblich, häufig mit Nagelpilz.
- Bei fortgeschrittener Durchblutungsstörung kommt es zu Einrissen in der Haut (Rhagaden), die äußerst schmerzhaft sind.
Welche Therapien gibt es?
In den letzten Jahren haben sich die Kathetertechniken sehr entwickelt, und viele Verschlüsse und Verengungen in den Beinarterien können behoben werden, ohne dass eine Operation erforderlich wird. Darüber hinaus hat die Bewegungstherapie einen sehr wichtigen Stellenwert. Auch medikamentöse Ansätze sind sehr wichtig; insbesondere die Behandlung der Risikofaktoren steht im Vordergrund.
Schutz vor Arteriosklerose in den Beinen
1
Ausreichend bewegen
2
Aufs Rauchen verzichten
3
Auf gesunde Ernährung achten
4
Blutdruck senken
5
Medikamente korrekt einnehmen
6
Medikamente nicht selbstständig absetzen
Experte
Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Herzspezialist und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung e.V. Zu den Schwerpunkten des Herzexperten zählen u. a. die interventionelle Kardiologie und nichtinvasive Bildgebung.
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Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt (2020)
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