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Herzinfarkt-Ursachen kennen und vorbeugen

Wir selbst können unser Herzinfarkt-Risiko deutlich senken – vor allem durch einen gesunden Lebensstil.

Für die meisten Menschen kommt ein Herzinfarkt wie aus heiterem Himmel. Aber warum entsteht er eigentlich? Was hat ihn ausgelöst? Erfahren Sie hier alles über die Herzinfarkt-Ursachen und wie Sie selbst vorbeugen können.

Verschlossenes Herzkranzgefäß
© herzmedizin.berlin Von einem Herzinfarkt spricht man, wenn ein Herzkranzgefäß nicht nur eingeengt, sondern komplett verschlossen ist.

Einengungen in den Herzkranzgefäßen können einen Herzinfarkt auslösen

Die häufigste Ursache für einen Herzinfarkt ist eine Einengung der Herzkranzgefäße – die sogenannte koronare Herzkrankheit (KHK). Sie ist eine Form der Arteriosklerose (Gefäßverkalkung), die grundsätzlich in allen Blutgefäßen des Körpers auftreten kann, aber am häufigsten die Herzkranzgefäße betrifft. Dort bilden sich Ablagerungen aus Kalk und Fett, durch die sich die Gefäße verengen. Das ist deshalb so gefährlich, weil die Herzkranzgefäße den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen. Sind sie verengt, können sie das nicht mehr ausreichend tun. Im schlimmsten Fall ist der Blutfluss vollständig unterbrochen – so kommt es zum Herzinfarkt.

Verlauf eines Herzinfarks
© DHS/medicalArtworkMainz Das Blut fließt normal (A). Der Blutfluss und damit die Versorgung der Herzmuskulatur mit Sauerstoff ist unterbrochen (B). Verschlossenes Gefäß (C).

In Deutschland leiden nach Berechnungen des Instituts für Herzinfarktforschung etwa sechs Millionen Menschen unter einer koronaren Herzkrankheit. Sie entsteht in einem schleichenden Prozess, der über Jahrzehnte hinweg unbemerkt bleiben kann, bevor sich erste Beschwerden durch Brustschmerzen und/oder Atemnot bei körperlicher und seelischer Belastung zeigen.

Ungesunder Lebensstil ist Hauptrisikofaktor für Gefäßeinengung

Die koronare Herzkrankheit kann genetische Ursachen haben und familiär gehäuft auftreten. Meist steckt jedoch ein falscher Lebensstil dahinter. Zu den Risikofaktoren gehören:

Viele Menschen nehmen mehr Kalorien auf, als der Körper braucht. Die Ernährung ist häufig fleisch-, wurst- und Fastfood-lastig. Beliebt sind außerdem Weißmehlprodukte, Zucker, Softdrinks und Süßigkeiten. Die Folgen: Übergewicht, Diabetes Typ 2, hoher Blutdruck und hohe Cholesterinwerte. All diese negativen Veränderungen erhöhen das Risiko für die koronare Herzkrankheit – und sorgen damit für ein höheres Herzinfarkt-Risiko. Es lohnt sich also, die eigene Ernährung unter die Lupe zu nehmen. Als besonders gesundheitsfördernd gilt beispielsweise die traditionelle Mittelmeerküche mit ihrem hohen Anteil an Gemüse, Salat, Hülsenfrüchten, Obst und Vollkornprodukten. Fleisch steht eher selten auf dem Speiseplan, dafür häufig Fisch.

Der Blutdruck spielt beim Herzinfarkt eine wichtige Rolle. Denn hohe Werte gehören zu den Hauptrisikofaktoren. Bereits herzkranke Menschen sind besonders gefährdet. Deshalb ist es wichtig, den Blutdruck immer im Auge zu behalten und bei zu hohen Werten mit Ihrem Arzt Rücksprache zu halten. 

Das Problem kennt fast jeder: Wir verbringen unsere Zeit zu häufig sitzend am Schreibtisch, im Auto oder abends vor dem Fernseher. Dabei wäre ausreichend Bewegung ein idealer Schutz vor einem Herzinfarkt. Schon 30 Minuten Ausdauerbelastung an den meisten Tagen der Woche (z.B. flottes Gehen, Radfahren, Joggen oder Schwimmen) machen einen deutlichen Unterschied. Die körperliche Leistungsfähigkeit wird verbessert, der Stresspegel sinkt, der Herzmuskel wird besser durchblutet, das Gewicht wird günstig beeinflusst und erhöhte Blutdruckwerte sinken. Selbst wenn man schon an einer koronaren Herzkrankheit leidet, kann man ihr Fortschreiten durch Bewegung bremsen.

Auch Stress kann gefährlich fürs Herz werden – vor allem dann, wenn wir nicht mehr in der Lage sind, uns zu entspannen. Stress lässt sich beispielsweise durch Bewegung, Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Qigong, Tai Chi oder Yoga abbauen. Entspannend kann es auch sein, ein geliebtes Hobby auszuüben oder sich mit Freunden zu treffen. 

Wussten Sie schon? Jede Zigarette verkürzt das Leben um zirka 28 Minuten. Rauchen schädigt vor allem die Innenauskleidung der Blutgefäße und treibt so deren Verkalkung voran. Außerdem erhöht sich die Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln. Ein Ausstieg lohnt sich immer: Selbst nach jahrelangem Rauchen lässt sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wirkungsvoll vermeiden. Wenn man den Absprung schafft, halbiert sich das Herzinfarkt-Risiko. Mit dem Rauchen aufzuhören, fällt den meisten Menschen allerdings nicht leicht. Wer Hilfe braucht, kann zum Beispiel am Programm „Rauchfrei“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) teilnehmen.

Erhöhte Blutfette steigern das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Vor allem zu viel LDL-Cholesterin gilt als Hauptrisikofaktor für Arteriosklerose und damit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Daher ist die Senkung des Cholesterinspiegels eine sehr wichtige, wenn nicht die bedeutsamste Maßnahme, um Komplikationen zu verhindern. Neben der Ernährungsumstellung ist fast immer eine medikamentöse Therapie erforderlich.

Weitere Herzinfarkt-Ursache: Schmutzige Luft

Auch die Luftverschmutzung kann die Entstehung eines Herzinfarkts beschleunigen. Gefährlich wird es vor allem für Menschen, die bereits an der koronaren Herzkrankheit (KHK) leiden: Selbst ein kurzfristiger Kontakt mit stark verschmutzter Luft kann das Herz in Gefahr bringen. Neuere Untersuchungen zeigen, dass Feinstaub, insbesondere der Ultrafeinstaub, nach dem Einatmen sofort in die Blutbahn und von dort in die Gefäßwand übergeht. So werden chronische Entzündungen ausgelöst, die die Gefäßverengung und Gefäßverkalkung vorantreiben und damit das Herzinfarkt-Risiko erhöhen. Um sich zu schützen, sollte man in einer Stadt mit viel Autoverkehr nicht an intensiv befahrenen Straßen spazieren gehen, joggen oder Rad fahren, sondern sich eher in Parks oder im Grüngürtel aufhalten. Eine weitere Empfehlung: Möglichst weit weg von der Bordsteinkante laufen. Durch diesen Abstand zu den Abgasen verringert sich die Belastung exponentiell.

Experte

Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer
Portrait von Prof. Voigtländer

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