Nicht immer sind bei Bluthochdruck beide Werte erhöht. Oftmals ist nur der untere Blutdruckwert zu hoch, also der diastolische Blutdruck. Was können Sie tun, wenn Ihre Blutdruckmessungen immer wieder zu hohe untere Werte zeigen?
Blutdruck unterer Wert: Was ist der diastolische Wert?
Ärzte unterscheiden zwischen dem systolischen Blutdruckwert (oberer Wert) und dem diastolischen Blutdruckwert (unterer Wert). Begründet liegt das in der Pumpfunktion des Herzens. Das Blut fließt nicht in einem gleichmäßigen Strom, sondern wird vom Herzen stoßweise durch den Körper gepumpt. Während der Auswurfphase (Systole) zieht sich die linke Herzkammer zusammen und das Blut wird in die Hauptschlagader (Aorta) befördert und der Druck in den Gefäßen steigt kurzfristig an. Der dabei maximal erreichte Druck wird als oberer Blutdruckwert (systolischer Blutdruck) bezeichnet. Nach der Auswurfphase folgt die Entspannungsphase (Diastole). Die Herzkammern entspannen sich, damit wieder Blut hineinfließen kann. Der Druck in den Gefäßen nimmt ab – bis der nächste Blutstoß aus dem Herzen erfolgt. Der niedrigste Druck wird als unterer Wert (diastolischer Blutdruck) bezeichnet.
Blutdruck: wann unterer Wert zu hoch?
Für die Diagnose „Bluthochdruck" müssen nicht der obere UND der untere Wert zu hoch sein, es reicht, wenn nur einer der beiden den Grenzwert überschreitet. Bluthochdruck bedeutet nach derzeitiger allgemeiner Definition, dass wiederholt Messwerte ab 140/90 mmHg (Messung in der Arztpraxis) vorliegen. Als normal beziehungsweise hochnormal gelten derzeit Blutdruckwerte bis 139/89 mmHg. Als optimal werden Werte unter 120/80 mmHg eingestuft. Grenzwerte bei der Selbstmessung: unter 135/85 mmHg. Langzeitmessung: Der Tagesmittelwert soll unter 135/85 mmHg sein, der 24-Stunden-Mittelwert unter 130/80 mmHg.

Systolischer Blutdruck (oberer Wert)

Diastolischer Blutdruck (unterer Wert)
Unterer Blutdruckwert zu hoch: fünf Ursachen
„Man spricht von einem diastolischen Hochdruck, wenn ausschließlich der untere Blutdruckwert erhöht ist. Dies findet sich häufiger bei jungen Bluthochdruckpatienten. Dann ist insbesondere nach Nierenerkrankungen oder sonstigen sekundären Ursachen eines Bluthochdrucks zu fahnden“, sagt Professor Dr. med. Heribert Schunkert, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung e.V. und Direktor der Klinik für Erwachsenenkardiologie am Deutschen Herzzentrum München. Zu den möglichen Ursachen einer sekundären Hypertonie (Bluthochdruck) gehören neben Nierenerkrankungen unter anderem folgende Krankheiten:
- endokrinologische Erkrankungen wie Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), Cushing-Syndrom und Conn-Syndrom
- Schlafapnoe-Syndrom (Atemaussetzer beim Schlafen)
- Schwangerschaftshypertonie
- arteriosklerotische Nierenarterienstenose (Verengung der nierenversorgenden Arterie aufgrund von Verkalkungen)
Blutdruck: unterer Wert zu hoch – was tun?
Ist der untere Blutdruckwert zu hoch, helfen in der Regel ein gesunder Lebensstil in Kombination mit blutdrucksenkenden Medikamenten. Wichtige Säulen für ein gesundes Leben sind die Vermeidung von Übergewicht, Bewegung, eine gesunde Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse sowie wenig Salz, Rauchverzicht, Beschränkung des Alkoholkonsums sowie Maßnahmen zur Stressbewältigung. Zu den blutdrucksenkenden Medikamenten gehören:
- Diuretika wirken entwässernd, steigern die Salzausscheidung und erweitern die Gefäße.
- ACE-Hemmer hemmen weitestgehend das Hormon Angiotensin II, das die Gefäße eng stellt und den Blutdruck erhöht.
- Kalziumantagonisten erweitern die Blutgefäße und senken dadurch den Blutdruck.
Herz-Tipp:
Bluthochdruckpatienten müssen damit rechnen, dass der untere Blutdruckwert mit Einnahme der entsprechenden Medikamente erst nach vier bis sechs Wochen dauerhaft sinkt.
Oberer Blutdruckwert zu hoch – isolierter systolischer Bluthochdruck
Ein isolierter systolischer Bluthochdruck hingegen liegt vor, wenn nur der obere Blutdruckwert erhöht ist. Das kommt meist bei älteren Patientinnen und Patienten vor und ist Ausdruck dafür, dass die Gefäße an Elastizität verloren haben. Erhöhte systolische Werte können auf einen Gefäßschaden hinweisen. Wichtig zu wissen: „Ein großer Abstand zwischen dem systolischen (oberen) und dem diastolischen (unteren) Blutdruck bei älteren Patienten, der bei über 60 mmHg liegt, oder eine Pulswellengeschwindigkeit über 10 m/s zeigt eine erhöhte Steifigkeit der Gefäße, die der Arteriosklerose, also der Arterienverkalkung, vorausgeht und sie begleitet“, sagt Professor Schunkert.
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Experte
Prof. Dr. med. Heribert Schunkert, Kardiologe und Direktor der Klinik für Erwachsenenkardiologie am Deutschen Herzzentrum München. Mitglied im Vorstand der Deutschen Herzstiftung e.V. und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Stiftung für Herzforschung. Schwerpunkte: Interventionelle Kardiologie, Hypertensiologie, Molekularbiologie, Genetik von Herzerkrankungen.

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Fanny P. Österrech
Danke für die sehr einfache und praktische Erklärung des systolischen und diastolischen Blutdruckwertes.
Sehr klar und verständlich erklärt!
Dr. phil. Rita Zellerhoff 40595 Düsseldorf
Ich wüsste gerne, ob es schädlich sein kann, wenn der diastolische Wert zu niedrig ist : Zwischen 31 und 46 bei einem systolischen Blutdruck zwischen 75 und 95.
M. R. 79276
Was ist denn bitte unter einem "optionalen" Blutdruckwert (s. Tabellen) zu verstehen?
Daß es sicherlich "optimal" heißen soll, ist zwar klar, aber solche Fehler sind auf einer so spezialisierten Seite dilettantisch und lassen befüchten, daß möglicherweise auch andere Angaben nicht stimmen.
Deutsche Herzstiftung
Vielen Dank für diesen Hinweis. Wir werden die Grafik korrigieren.
J. R. Krefeld
Ich bin selbst Medizinerin und suchte die Antwort auf eine Frage, die meinen persönlichen Blutdruck betrifft. Ich habe sie sofort gefunden. Danke!
K. Brüssel
Sehr gute Initiative, klare Hinweise und Tipps + Kochbuch.
M. Aachen
Guten Morgen! Mir hat die Information sehr geholfen, denn auch bei mir ist der untere Wert erhöht,welches mir richtig Angst macht und dadurch der Blutdruck noch höher wird. Es ist für mich beruhigend,dass es noch Maßnahmen dagegen gibt! Danke
Peter S. Gnas
Danke, solche Seiten zum nachlesen sind für uns laien eine sehr große Hilfe.
Dieter B. Dithmarschen
Der Bericht führte bei mir auch zu einer Beruhigung. Die Medikation habe ich mit meinem Arzt besprochen und war erfreut dass er dies ebenfalls für hilfreich ansah. Vielen Dank dafür.
Volker P. Oberursel
Sehr detaillierter Artikel, vor allem die Medikationsempfehlungen, die ich an meinen Hausarzt weiregeben konnte, waren sehr hilfreich.