Sprechstundenfrage

TGA: Welche Prognose hat die Vorhofumkehroperation?

Lesen Sie hier die fachliche Einschätzung zu Langzeitüberleben und Lebensqualität von Betroffenen.

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:

Ich habe mit großem Interesse in HERZBLATT 3/2011 den Beitrag über die Transposition der großen Arterien (TGA) gelesen. Mein Sohn (sieben Jahre) hat diesen Herzfehler. Leider war bei ihm die heute bevorzugte arterielle Switch-Operation nicht möglich, sodass bei ihm die sogenannte Vorhofumkehroperation durchgeführt wurde. Wie sind seine Langzeitaussichten? (Petra S., München)

Expertenantwort:

Bei der früher überwiegend vorgenommenen Operation der TGA nach Mustard oder Senning wurde der Blutstrom zur funktionellen Korrektur bereits auf Vorhofebene umgeleitet. Als Folge davon muss die von ihrem Aufbau her schwächere rechte Herzkammer das Blut weiterhin in die Aorta pumpen und unverändert einen hohen Druck aufbringen. Eine Verdickung und Erweiterung des Herzmuskels sind die Folgen. Ein schleichendes Versagen der rechten Herzkammer sowie das Auftreten supraventrikulärer Herzrhythmusstörungen, zum Beispiel einer Sinusknotendysfunktion (bei etwa 64 Prozent der Patienten bereits zehn Jahre nach der Operation) oder sogenannter Tachyarrhythmien, erfordern lebenslange konsequente Nachuntersuchungen und gegebenenfalls eine medikamentöse Therapie oder auch das Einsetzen eines Herz­schrittmachers. Selten wurde auch die Entwicklung einer pulmonalen Hypertonie (Lungenhochdruck) beobachtet. In bis zu 10 Prozent der Fälle kommt es im Langzeitverlauf zu plötzlichen, unerwarteten Todesfällen.

Trotzdem kann man das Langzeitüberleben und die Lebensqualität von Patienten mit TGA nach Vorhofumkehr im Vergleich zu der Zeit, als überhaupt keine OP-Möglichkeit bestand, als sehr gut bezeichnen. 70-80 Prozent der so Operierten haben eine Überlebenszeit von mehr als 20 Jahren, bei zusätzlichem Ventrikelseptumdefekt sind es immerhin 60 Prozent. Etwa 10 Prozent der Langzeitüberlebenden – die Statistiken weichen hier erheblich voneinander ab – erleiden auf Dauer ein Versagen der rechten Herzkammer, das eine medikamentöse Therapie mit sogenannten ACE-Hemmern und/oder Betablockern notwendig macht. Eine Herztransplantation oder die sehr umstrittene chirurgische Umwandlung in eine sogenannte arterielle Switch-Korrektur stellen eine letzte Option dar, die jedoch hochspezialisierten Zentren vorbehalten ist.

Experte

Prof. Dr. med. Achim A. Schmaltz