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Warum Frauenherzen anders behandelt werden müssen

Frauenherzen weisen relevante Unterschiede zum Männerherz auf. Beschwerden können dadurch anders sein und Medikamente anders wirken. Hören Sie mehr!

Frau hat auf dem Sofa Herzbeschwerden
My Ocean studi

Frauen und Männer sollten nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern auch in der Medizin gleich gut behandelt werden. Das hört sich prinzipiell selbstverständlich an, wird im praktischen Alltag der Gesundheitsversorgung jedoch oft nicht bedacht – denn gleich gut zu behandeln, bedeutet nicht unbedingt auf die gleiche Weise zu behandeln. Was bedeutet das nun mit Bick auf die Herzgesundheit? Was genau macht das Herz von Frauen so speziell, dass die Therapie teilweise anders sein muss als bei Männern? Was muss besonders bedacht werden, damit es gesund bleibt? Um diese Fragen dreht sich in dieser Folge das Gespräch mit der Herzchirurgin Dr. Sandra Eifert, die in Leipzig unter anderem Erfahrungen in einer von ihr geleiteten Frauenherzsprechstunde gesammelt hat. Hören Sie rein!

Frauen sterben häufiger an schweren Herzattacken als Männer

Bei einem kardiogenen Schock, einem lebensgefährlichen akuten Herzereignis infolge eines Herzinfarktes oder schwerer Herzschwäche, erhalten Frauen seltener die potenziell rettenden Therapien und sie sterben häufiger als Männer. Der kardiogene Schock wird durch eine kritisch verringerte Pumpleistung des Herzens ausgelöst und zeichnet sich durch einen Blutdruckabfall und Minderdurchblutung aus.

Mehrere Studien belegen inzwischen, dass es in dieser kritischen Situation Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. So wurde im Jahr 2022 auf einem europäischen Kardiologenkongress Daten aus Dänemark von rund 1700 Infarktpatienten vorgestellt (1). Danach wurden zum Beispiel41 Prozent der Frauen zunächst in lokale Krankenhäuser eingeliefert, bevor sie in ein Spezialzentrum kamen. Bei den Männern waren es nur 30 Prozent. Nur 19 Prozent der Frauen erhielten zudem eine mechanische Kreislaufunterstützung verglichen mit 26 Prozent der männlichen Patienten. Frauen wurden auch seltener mechanisch beatmet. Das alles schlug sich offenbar in einer geringeren Überlebenswahrscheinlichkeit nieder: Nach 30 Tagen waren nur noch 38 Prozent der Frauen am Leben, aber 50 Prozent der Männer.

Beim Herzkongress der US-amerikanischen Herzgesellschaft (AHA) wurde 2023 wiederum eine Studie mit den Daten von 9000 Patienten aus den USA, Australien, Mexiko und Japan diskutiert (2). Hierbei wurden vor allem Unterschiede festgestellt, wenn eine Herzschwäche Ursache des kardiogenen Schocks war. Betroffene Frauen hatten danach einen schwereren kardiogenen Schock, ein schlechteres Überleben nach der Entlassung (69,9 % versus 74,4 %) und mehr vaskuläre Komplikationen und Blutungen als Männer. Sie erhielten auch seltener invasive Therapien wie einen Pulmonalarterienkatheter und seltener eine Herztransplantation oder ein linksventrikuläres Unterstützungssystem. 

Expertin

Professor Dr. med Sandra Eifert
Bild von Prof. Eifert

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1) ESC-Pressemitteilung: Women more likly to die after heart emergency than men; 19.03.2022.

2) Impact of Female Sex on Cardiogenic Shock Outcomes; J Am Coll Cardiol HF. Nov 06, 2023. Epublished DOI: 10.1016/j.jchf.2023.09.025