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Kardiologische Rehabilitation

Eine Reha nach Herzinfarkt, Bypass- oder Klappenoperation hat große Erfolge aufzuweisen. Doch nur etwa jeder zweite Herzpatient nutzt diese Chance.

Aktualisiert: 13.02.2024

Frau in Reha-Klinik
Robert Kneschke

Was erwartet mich in einer kardiologischen Reha?

Die kardiologische Reha unterstützt den Weg von der Akutbehandlung in der Klinik zurück in das Alltagsleben bis hin zum beruflichen Wiedereinstieg. Außerdem sollen die Reha-Maßnahmen einen Rückfall in den alten Krankheitszustand verhindern und einen gesunden Lebensstil vermitteln. Im Vordergrund der kardiologischen Reha steht die Behandlung der Risikokrankheiten für Herzinfarkt und Schlaganfall. Dazu gehören Fettstoffwechselstörungen (hohes Cholesterin), bauchbetontes Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit).

Die wichtigsten Säulen einer Rehabilitation sind:

  • ein gesunder Lebensstil (Bewegung, Entspannung, Nikotin-Stopp, gesunde Ernährung)
  • eine optimale Medikation
  • die psychologische Verarbeitung der Erkrankung
  • Pflege und Remobilisierung
  • Schulung im Umgang mit der eigenen Erkrankung
  • Wiedereingliederung in das private, soziale und Erwerbsleben
  • Versorgung in Notfällen

Die Betroffenen sollen im Umgang mit ihrer Erkrankung unterstützt werden und die für sie größtmögliche Lebensqualität zurückgewinnen. Ziel ist es, das Patienten wieder ins Berufsleben zurückkehren können (“Reha vor Rente”) bzw. auch im Alter weiter selbstständig zu bleiben (“Reha vor Pflege”). Dazu arbeitet ein Team aus verschiedensten Professionen zusammen: unter anderem Ärzte, Pflegende, Physiotherapeuten, Ernährungsberater, Sozialarbeiter, Ergotherapeuten und Psychotherapeuten. Ambulante und stationäre Rehabilitation stehen dabei gleichberechtigt nebeneinander – ohne Unterschiede in Zielsetzung und Therapieprogramm.

Wie effektiv ist die kardiologische Reha? 

„Viele wissenschaftliche Studien – in letzter Zeit fünf große Untersuchungen an über 12.000 Personen in Deutschland – haben gezeigt, dass die Wirkung der Reha nachhaltig ist. Die Studien zeigen, dass Patientinnen und Patienten, die an der kardiologischen Rehabilitation teilnehmen, etwa 40 bis 50 % seltener einen weiteren Herzinfarkt erleiden als Betroffene ohne Reha-Maßnahmen. Auch die Lebenserwartung kann durch eine Reha verbessert werden. Ältere Menschen profitieren von einer Reha genauso wie jüngere“, sagt Professor Dr. med. Bernhard Schwaab Mitglied im Vorstand der Deutschen Herzstiftung e.V. und Kardiologe an der Curschmann Klinik, Rehabilitationskrankenhaus für Kardiologie, Angiologie und Diabetologie, Timmendorfer Strand.

Wer darf eine kardiologische Reha wahrnehmen?

Die kardiologische Reha muss von einem Arzt verordnet und medizinisch begründet werden. Das Recht auf eine kardiologische Rehabilitation haben nach den Rahmenempfehlungen der „Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR)“ und der „Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen (DGPR)“ Menschen mit folgenden Erkrankungen:

  • chronische Erkrankungen des Herzens, der Gefäße und des Kreislaufs
  • akute Erkrankungen, akutes Koronarsyndrom, akuter Herzinfarkt, dekompensierte Herzschwäche, Lungenembolie, ausgeprägte Herzrhythmusstörungen, nach Implantation eines Defibrillators (ICD)
  • Operationen und Intervention am Herzen, an Herzklappen und den Gefäßen
  • Begleit- und Risikoerkrankungen, etwa die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus, Bluthochdruck, deutliches Übergewicht, chronische Lungenerkrankungen und psychosomatische Störungen
  • Gefährdete Erwerbstätigkeit durch kardiovaskuläre Erkrankungen

„Manchmal kann es schwieriger sein, nach einer instabilen Angina pectoris, die sich durch Brustschmerzen und Atemnot bei kleinsten Anstrengungen oder gar in Ruhe zeigt eine Reha zu bekommen, weil hier noch kein „richtiger“ Herzinfarkt vorliegt. Oder bei einer chronischen Herzschwäche. Hier müssen die Ärzte (Hausarzt, Facharzt und die Ärzte in der Klinik), die den Reha-Antrag stellen, begründen, warum eine Reha sinvoll und notwendig ist. Dabei ist es auch wichtig, dass der Patient selbst oder seine Familie die Reha energisch einfordert, notfalls auch Widerspruch gegen eine erste Ablehnung einreicht, damit die Krankenkasse zustimmt“, erklärt Professor Schwaab.

Hilfe beim Reha-Antrag

Eigentlich stellt das Beantragen einer Reha keine allzu große bürokratische Herausforderung dar. Im Krankenhaus hilft Ihnen der Sozialdienst dabei und der Stationsarzt unterschreibt den Antrag. Sonst ist der Hausarzt erster Ansprechpartner. Er geht mit Ihnen den Antrag durch und füllt gemeinsam mit Ihnen die entsprechenden Dokumente aus. So wird sichergestellt, dass die gemachten Angaben mit den ärztlichen Dokumenten übereinstimmen. Gelegentlich ist auch die Unterstützung durch einen Facharzt hilfreich.

Wer übernimmt die Kosten für eine Reha?

In Deutschland nehmen nur etwa 50 Prozent der Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ihr Recht auf eine kardiologische Rehabilitation in Anspruch. Bei vielen Patienten wird so eine große Chance vertan. Die Kosten für eine Reha übernehmen in Deutschland entweder die zuständige Krankenversicherung oder die Rentenversicherung.  Anders als bei der gesetzlichen Krankenkasse gehört die Rehabilitation nicht zu den Pflichtleistungen der privaten Krankenversicherung. Sie müssen vertraglich gesondert vereinbart werden.

Wird der Reha-Antrag zunächst abgelehnt, können/sollten Sie beim zuständigen Kostenträger formlos Widerspruch einlegen. Hier muss eine Frist gewahrt werden. Gegebenenfalls wird eine weitere Begründung für die Reha eingefordert. Erfahrungen zeigen jedoch, dass nach einem Widerspruch und einer ausführlicheren Begründung sehr oft doch noch die Reha-Anträge genehmigt werden. Geben Sie also nicht gleich auf und nutzen diese Chance.

Reha-Erfolge behalten: Was kann ich tun?

Bei etwa 20 bis 30 % der Herzpatientinnen und -patienten zeigen sich in Folge der Herzkrankheit Ängste, Antriebsmangel, Traurigkeit bis hin zu Depressionen. Wichtig ist, dass diese Betroffenen erkannt werden und eine psychologische Betreuung erhalten, um das Erlebte zu verarbeiten und mit der neuen Lebenssituation umgehen zu können. Des Weiteren ist es bedeutsam, die in der Reha erlernten Maßnahmen auch im Alltag fortzuführen. „Nachhaltig ist die Rehabilitation von Herzkranken nur dann, wenn die Betroffenen dauerhaft einen gesunden Lebensstil beibehalten. Nicht rauchen, sich gesund ernähren, ausreichend Bewegung und Entspannung sind wesentliche Eckpunkte“, sagt Professor Schwaab. „Was zu wenig bekannt ist: Bewegung hat sehr positive Wirkungen auf die Psyche. Die günstigen Effekte halten allerdings nur an, wenn die Bewegungsaktivitäten wie Gehen, Radfahren, Joggen und Schwimmen im Alltag regelmäßig fortgesetzt werden, am besten fünf Mal pro Woche für 30 Minuten.“

Anlaufstellen rund um den Reha-Antrag

Möchten Sie eine Reha beantragen, stehen viele Fragen beim Reha-Antrag im Raum, wie: „Welche Unterlagen benötige ich für die Reha“, „Woher bekomme ich die Reha-Unterlagen und “Wie muss ich den Reha-Antrag ausfüllen, damit er genehmigt wird?”. Antragsformulare und weitere Informationen gibt es bei den Krankenkassen und der Deutschen Rentenversicherung. Folgende weiterführende Seiten, beantworten Ihnen die wichtigsten sozialrechtlichen Fragen:

Experte

Prof. Dr. med. Bernhard Schwaab
Bild von Prof. Schwaab

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