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Mit dem Rauchen aufhören: Medikamente und ihre Wirkweise

Endlich Schluss mit Zigaretten? Erfahren Sie hier, welche Hilfsmittel Sie zum Ziel führen können

Zigaretten
Photo by Paweł Czerwiński on Unsplash

Vielen Menschen fällt es schwer, mit dem Rauchen aufzuhören. Medikamente, Kaugummis oder Pflaster können beim Ausstieg helfen.

Nein zu Zigaretten? Der feste Entschluss muss da sein

Wichtigste Voraussetzung, um mit dem Rauchen aufzuhören, ist der feste Entschluss dazu. Doch selbst wenn handfeste Gründe – zum Beispiel ein überstandener Herzinfarkt – vorliegen, fällt das vielen Menschen nicht leicht. Die Abhängigkeit von Zigaretten ist dann größer als das Gefühl der Bedrohung. Neben dem Ausstieg aus gewohnten Verhaltensweisen machen besonders die Entzugssymptome den Rauchstopp schwer. Diese Symptome werden unterschiedlich wahrgenommen und variieren in ihrer Schwere – abhängig davon, wie viele Zigaretten konsumiert wurden. Zu den häufigsten Symptomen zählen:

  • Ruhelosigkeit   
  • Nervosität
  • Reizbarkeit
  • Konzentrationsschwäche
  • Depressive Verstimmung
  • Schlaflosigkeit
  • Angstgefühle
  • Vermehrter Appetit / Gewichtszunahme

Raucherentwöhnung mit Verhaltenstraining und Nikotinersatz

Nicht allein die lange Reihe von Entzugserscheinungen macht es vielen Rauchern schwer, die Finger vom Glimmstängel zu lassen und tatsächlich Nichtraucher zu bleiben. Auch Verhaltensgewohnheiten, ein mangelhafter Umgang mit Stress und eine psychische Abhängigkeit sind Hürden, die den Rauchstopp erschweren. Damit dies gelingt, ist es sinnvoll, sich auch psychologisch unterstützen oder beraten zu lassen – zum Beispiel über Telefonhotlines, in Selbsthilfegruppen oder Einzelgesprächskursen. Dabei werden u.a. praktische Hilfestellungen zum Erhalt der Motivation und gegen das psychische Verlangen nach einer Zigarette gegeben sowie konkrete Verhaltensinstruktionen und Stressmanagement. Zudem kann eine Nikotinersatztherapie zum Beispiel mit Kaugummis, Lutschtabletten oder Pflaster, den Ausstieg erleichtern. Die Nikotinersatztherapie stellt einen langsamen Entzug dar, da die verschiedenen Produkte einen unterschiedlichen Nikotingehalt aufweisen und so von einer hohen Dosis peu à peu auf niedrigere gewechselt werden kann. Durch das allmähliche Herabsetzen des Nikotinspiegels im Körper werden die Entzugssymptome vermindert. Die Chance für eine erfolgreiche Entwöhnung wird um 50-60 % erhöht. Außerdem stehen verschiedene Arzneimittel zur Rauchentwöhnung zur Verfügung, die ein Arzt verordnen kann. Dazu gehören vor allem Bupropion und Vareniclin sowie seit kurzem Cytisin. In einigen Fällen können, wenn andere Maßnahmen gar nicht wirken, auch das Antidepressivum Nortriptylin oder der Wirkstoff Clonidin (eigentlich ein Mittel gegen Bluthochdruck) vom Arzt eingesetzt werden.

Behandlungsmöglichkeiten & Wirkweisen im Überblick

Nikotinpflaster sind in drei Dosisstärken für 16 oder 24 Stunden erhältlich. Welche Stärke infrage kommt, hängt von der Anzahl der pro Tag gerauchten Zigaretten ab. Nikotinpflaster werden nach dem Aufwachen auf eine unverletzte und trockene Hautstelle an Oberkörper, Oberarm oder Hüfte geklebt. Nach vier bis acht Wochen wird in der Regel ein niedriger dosiertes Pflaster empfohlen. Wer Nikotinpflaster klebt, muss zudem ganz mit dem Rauchen aufhören. Nach 12 Wochen sollte möglichst Schluss mit dem “Kleben” sein. Oft kann jedoch bereits nach acht Wochen auch auf einen Kaugummi gewechselt werden, der dann noch bis zu einem halben Jahr als Nikotinersatz dient. Rauchern, denen das Aufhören besonders schwerfällt oder die schon einen Rückfall hatten, kann zudem die Kombination aus einem Nikotinpflaster plus einem weiteren Nikotinersatzprodukt den Ausstieg erleichtern. Denn damit kann etwa dem “Verlangen zwischendurch” entgegengewirkt werden. Wichtig: Diabetiker sollten ihren Blutzucker in der Anfangsphase der Pflastertherapie im Blick behalten, da durch das Nikotin freigesetzte Substanzen (Katecholamine) den Kohlenhydratstoffwechsel beeinflussen können, eventuell muss die Insulindosis angepasst werden. Auch Herzpatienten, vor allem mit Rhythmusstörungen und/oder hohem Blutdruck, sollten vor einer Nikotinpflaster-Anwendung mit ihrem Kardiologen sprechen.

Bei Nikotinkaugummis wird der Wirkstoff durch Kauen herausgelöst und über die Mundschleimhaut (sozusagen an der Leber vorbei) in den Blutkreislauf aufgenommen. Ganz wichtig ist dabei, langsam zu kauen (ca. 30 Minuten lang). Kaut man zu schnell, wird der Wirkstoff zu einem Großteil verschluckt und von der Leber abgebaut, bevor er sich im Körper verteilen kann. Die Kaugummis gibt es in Dosierungen von 2 Milligramm oder 4 Milligramm. Wie viele Kaugummis in welcher Dosis man kauen sollte, hängt von der Stärke der Nikotin-Abhängigkeit ab. Nach vier bis sechs Wochen sollte die Dosis schrittweise in Absprache mit dem behandelnden Arzt verringert werden. Nach sechs Monaten sollte die Behandlung abgeschlossen sein. Bei der Anwendung kann es zu vermehrtem Speichelfluss, Schluckauf und Reizungen der Mundschleimhaut kommen.

Lutschtabletten lösen sich innerhalb von rund 20-30 Minuten unter der Zunge auf. Weniger stark abhängige Raucher können eine Entwöhnung mit 2-Milligramm-Nikotinlutschtabletten beginnen. Stark abhängige Raucher (Konsum von mehr als 20 Zigaretten pro Tag) oder Raucher, die zuvor mit 2-Milligramm-Nikotinlutschtabletten keine Entwöhnung erreicht haben, können in Absprache mit ihrem Arzt eventuell auf die 4-Milligramm-Nikotintabletten übergehen. Nach zwei bis drei Monaten sollte der Konsum schrittweise verringert und nach sechs Monaten beendet werden. Bei der Anwendung kann es zu vermehrtem Speichelfluss, Schluckauf und Reizungen der Mundschleimhaut kommen.

Ein Nikotininhaler hilft vor allem starken Rauchern im ersten Schritt, auf eine Zigarette zu verzichten und sollte auch nur in Absprache mit einem Arzt verwendet werden. Denn hier wir das Nikotin über eine Patrone in ein Inhaliergerät eingelegt und als Sprühstoß in die Atemwege inhaliert. Es ist quasi eine Ersatzhandlung zum Ziehen an der Zigarette. Nach etwa acht Wochen sollte begonnen werden, die Zahl der Inhalationen zu reduzieren.

Anders ist es beim Nikotinspray. Hier wird das Nikotin nur über die Mund- und Rachenschleimhaut aufgenommen. Dazu werden meist 1 bis max. 2 Sprühstöße in die Mundhöhle gegeben, immer dann, wenn das Verlangen nach einer Zigarette auftritt oder wenn normalerweise eine Zigarette geraucht würde. Während des Sprühens darf hierbei nicht gleichzeitig eingeatmet werden, damit kein Sprühnebel in die Atemwege gelangt. Auch hier ist das Ziel, die Häufigkeit der Anwendung über die Zeit zu reduzieren. Nach drei Monaten sollte üblicherweise die Nutzung beendet werden oder nochmals Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden.  

Bupropion (Handelsname Zyban) ist ein verschreibungspflichtiges Antidepressivum, das die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin in den Nervenzellen hemmt. Auf welchem Weg das Medikament aber genau zur Raucherentwöhnung beiträgt, ist nicht geklärt. Die Therapie sollte über einen Zeitraum von sieben bis neun Wochen erfolgen. Raucher sollten zudem innerhalb der ersten zwei Wochen das Rauchen einstellen. Wichtig zu wissen: Das Medikament kann starke Nebenwirkungen haben. Zu den häufigsten Symptomen zählen Schlaflosigkeit, Mundtrockenheit, Überempfindlichkeitsreaktionen, Depression, Zittern, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung und Fieber berichtet. Über die Notwendigkeit der Behandlung und mögliche Risiken und Wechselwirkungen mit einer evtl. vorhandenen Begleitmedikation muss der behandelnde Arzt entscheiden. Die Dosierung muss je nach Begleitmedikation regelmäßig überwacht und angepasst werden. Dies gilt z. B. für Betablocker wie Metoprolol, für verschiedene Herzrhythmusmedikamente (z. B. Propafenon, Flecainid), Clopidogrel und Ticlopidin sowie für verschiedene Antidepressiva und Antipsychotika.

Der Wirkstoff Vareniclin (Handelsname Champix) wurde zur Raucherentwöhnung entwickelt. Das Medikament sollte nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden, der es auf einem Privatrezept verordnen kann. Der Wirkstoff stimuliert einen speziellen Nikotinrezeptor im Gehirn, der als entscheidend für das Entstehen der Nikotinabhängigkeit gilt. Über diesen Mechanismus ist Vareniclin in der Lage, Entzugssymptome zu mindern und die Chancen für eine Rauchentwöhnung zu verdoppeln. Vorsicht bei diesem Medikament ist geboten bei schwerer Niereninsuffizienz (hier ist eine Dosisanpassung notwendig); für Jugendliche unter 18 Jahren ist Vareniclin nicht zugelassen. In der Schwangerschaft und bei stillenden Müttern sollte es nicht gegeben werden.

Bei dem Wirkstoff Cytisin handelt es sich um eine pflanzliche Substanz (Alkaloid), die unter anderem in den Samen des Goldregens vorkommt. Sie ähnelt in ihrer Struktur dem Nikotin (ebenfalls ein Alkaloid), wirkt aber schwächer. Der Therapieeffekt beruht darauf, dass Cytisin das Nikotin, das an spezielle Rezeptoren bindet, um im Körper seine Wirkung zu entfalten, dort gut verdrängen kann. Man spricht daher auch von einem partiellen Agonisten. Vor allem im Gehirn soll so der Nikotineffekt verringert und Symptome des Nikotinentzugs gelindert werden. Eine Behandlung mit Cytisin zur Rauchentwöhnung dauert 25 Tage. In dieser Zeit wird die Dosierung langsam reduziert. Generell soll die Substanz nicht bei Patienten über 65 und unter 18 Jahren verwendet werden sowie bei Rauchern mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen. Auch bestimmte Herzleiden sind eine Kontraindikation: Patienten mit instabiler Angina pectoris oder kürzlich durchgemachtem Herzinfarkt/Schlaganfall sowie ausgeprägten Arrhythmien dürfen die Substanz nicht einnehmen. Vorsicht ist auch bei koronarer Herzkrankheit (KHK), Herzschwäche und Bluthochdruck geboten.

Experte

Prof. Dr. med. Helmut Gohlke
Prof. Gohlke

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