Sprechstundenfrage

Heiser durch Diuretika?

Bei ACE-Hemmern ist Heiserkeit eine bekannte mögliche Nebenwirkung. Können auch entwässernde Medikamente auf die Stimme gehen?

Zur Therapie bei einer Herzschwäche werden in der Regel unter anderen auch entwässernde Medikamente (Diuretika) verordnet. Eine Patientin beklagt nun nach deren Einnahme merkliche Heiserkeit, die ihr Hobby – das Singen im Chor – unangenehm einschränkt. Kann ein solcher Effekt tatsächlich durch die Medikamente hervorgerufen werden? Was kann helfen? Lesen Sie dazu die Antwort unseres Experten. 

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut

Aufgrund meiner ausgeprägten Herzschwäche (EF 20 %) muss ich regelmäßig Diuretika einnehmen. Leider verändert sich daraufhin meine Stimme in der Form, dass ich heiser werde, mich beim Sprechen sehr anstrengen muss und undeutlich werde. Ich komme mir dann vor, als würde ich wie eine Betrunkene lallen, was mich sehr belastet. Ich singe sehr gerne und bin deshalb auch in einem Chor. Mit der Einnahme der Diuretika muss ich immer jonglieren, damit ich eine klare Stimme habe, das heißt, ich darf mindestens 24 Stunden – besser 36 Stunden nichts einnehmen, um zum Beispiel nach einer Chorprobe oder nach einem Konzertauftritt dann mit der 1 1/2-fachen Diuretika-Menge (Torasemid 20mg) das angesammelte Wasser wieder loszuwerden. Ich kann und will aber diese Stimmveränderung nicht hinnehmen, denn das Singen ist mir sehr wichtig. Der Geist bleibt fit durch das Lernen der Texte, die Atmung wird trainiert, Stress abgebaut. Außerdem macht es Spaß und die Gemeinschaft ist ein hohes Gut. Haben Sie einen Rat für mich? Neben Torasemid 20mg nach Bedarf nehme ich noch Jardiance, Entresto und Marcumar ein. (Petra S. Berlin)

Experten-Antwort

Patienten mit einer deutlich reduzierten linksventrikulären Funktion benötigen in aller Regel Medikamente, die die Ausfuhr von Flüssigkeit sicherstellen. Geschieht dies nicht, lagert der Körper über Tage vermehrt Flüssigkeit ein mit den entsprechenden klinischen Folgen. Bei einer chronischen Herzschwäche, wie bei Ihnen, sollte die Ausscheidung von Flüssigkeit möglichst kontinuierlich und moderat erfolgen. Dies kann zum Beispiel durch eine erhöhte Dosis Ihres Medikaments  Entresto erreicht werden, das eine milde entwässernde Wirkungskomponente enthält. In ähnlicher Weise könnte dies auch durch eine zusätzliche Medikation mit einem langfristig wirkenden Aldosteronantagonisten, z.B. Spironolacton 25 mg täglich, erreicht werden. Eine entsprechende Therapieänderung müssen Sie mit dem behandelnden Arzt natürlich besprechen.  

Das von ihnen bislang eingenommene Diuretikum Torasemid wirkt im Vergleich dazu akut und relativ stark. Häufig können Patienten wie Sie zwar auf eine solche Zusatzmedikation in geringer Dosierung nicht gänzlich verzichten. Die Einnahme dieses Medikamentes kann dann auch unregelmäßig erfolgen in Rücksichtnahme auf die jeweiligen Gesangsveranstaltungen.

Allerdings: Auch eine eher gleichmäßige Entwässerung kann sich leider auf ihre Stimme auswirken und könnte weiterhin Beschwerden beim Singen hervorrufen – vielleicht aber etwas weniger ausgeprägt als unter Torasemid. Sie können daher zusätzlich ihre Stimmbänder auf anderem Wege feucht halten: etwa mit Pastillen mit Hyaluronsäure oder mit Isländisch Moos.

Die Stimme ist übrigens ein sehr empfindlicher Anzeiger für den aktuellen Gesundheitszustand bei Herzschwäche-Patienten. Meist ist es allerdings umgekehrt wie bei Ihnen: Die Wassereinlagerungen, sogenannte Ödeme, wirken auf Stimmlippen und Lunge und das kann sich dann auf die Stimme der Patienten auswirken. Es gibt daher bereits Versuche, über eine Stimmanalyse frühzeitig Hinweise auf ein Entgleisen der Herzschwäche zu erhalten.

Experte

Prof. Dr. med. Thomas Meinertz
Portrait von Prof. Thomas Meinertz

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