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Leben mit schwachem Herzen

Wie Menschen mit fortgeschrittener Herzschwäche besser geholfen werden kann, will die von der Herzstiftung unterstützte DIGIT-HF-Studie klären.

Portrait von Prof. Johann Bauersachs
© Roland Schmidt/Prof. Dr. med. Johann Bauersachs

„Die Zukunft wird zeigen, ob ich mich selbst und andere getäuscht oder der Wissenschaft und Menschheit einen Dienst geleistet habe.“ Mit diesem Satz beendete William Withering seine berühmte Schrift „An Account of the Foxglove and Some of its Medical Uses“ aus dem Jahr 1785. Darin beschreibt der britische Arzt und Botaniker die Wirkung der aus den Blättern der Fingerhutpflanze gewonnenen Substanz „Digitalis“ und ihre Anwendung bei Herzkrankheiten. Auch mehr als 200 Jahre später sind längst nicht alle Fragen rund um die „Herzglykoside“ – eine Gruppe von Wirkstoffen, die die Schlagkraft des Herzens steigern kann und ursprünglich aus der Fingerhutpflanze gewonnen wurde – beantwortet. Ein aktuelles Beispiel ist die von der Deutschen Herzstiftung e.V. unterstützte DIGIT-HF-Studie („DIGitoxin to Improve ouTcomes in patients with advanced chronic Heart Failure“), die den Nutzen des Herzglykosids Digitoxin für Patienten mit schwerer Herzschwäche ermitteln will. „In der DIGIT-HF-Studie untersuchen wir, ob Digitoxin in der Lage ist, die Herzschwäche und damit das Leben der Patienten merklich zu verbessern“, nennt Studienleiter Professor Johann Bauersachs von der Medizinischen Hochschule Hannover das wichtigste Ziel der Untersuchung.

Was ist Herzschwäche?

Herzschwäche, medizinisch „Herzinsuffizienz“, bedeutet, dass der Herzmuskel zu schwach ist, um die Organe, Gewebe und Zellen des Körpers ausreichend mit Blut, Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. In Deutschland sind mehr rund vier Menschen zumeist höheren Alters davon betroffen. Sie leiden unter Müdigkeit, Atemnot und Wassereinlagerungen, die Lebensqualität nimmt stetig ab, immer häufiger und in immer kürzeren Abständen müssen die Patienten ins Krankenhaus. Pro Jahr werden in Deutschland über 450.000 Patienten wegen Herzschwäche stationär behandelt – kein anderes Krankheitsbild führt zu so vielen Krankenhausaufnahmen. 

Forschung-Herzschwäche
© Tom Figiel/MHH Die Projektleiter der DIGIT-HF-Studie Prof. Dr. Udo Bavendiek (li.) und Prof. Dr. Johann Bauersachs (ganz r.) von der Klinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

Auf dem Prüfstand

Konkret will die DIGIT-HF-Studie die Frage beantworten, ob eine Behandlung mit Digitoxin bei Patienten mit fortgeschrittener systolischer Herzschwäche – einer verminderten Pumpleistung der linken Herzkammer – Krankenhausaufenthalte verringern und die Lebenszeit verlängern kann. Dazu erheben die Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover Daten von über 2000 Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche. Auch Patienten mit Vorhofflimmern werden in die Untersuchungen einbezogen, weil derzeit noch wenig über den Nutzen von Digitoxin bei Patienten bekannt ist, die gleichzeitig an Herzschwäche und Vorhofflimmern erkrankt sind. Im Rahmen der Studie wird eine Datenbank mit Patientenproben erstellt, die es erlauben soll, sogenannte Biomarker zu identifizieren, mit denen die weitere Krankheitsentwicklung, beispielsweise eine Verschlechterung, frühzeitig vorhergesagt werden kann. Geeignete Biomarker würden es im Sinne einer personalisierten Medizin möglich machen, künftig rechtzeitig therapeutisch gegenzusteuern. Ein weiteres Ziel der Studie ist es, mithilfe der Biomarker-Analysen bislang nicht bekannte Wirkmechanismen von Herzglykosiden zu identifizieren. An der im Jahr 2015 begonnenen und auf fünf Jahre angelegten Studie sind über 40 Kliniken und Praxen in ganz Deutschland beteiligt. Die Deutsche Herzstiftung e.V. fördert das Projekt „Hochqualifiziertes Biobanking und Biomarker-Analysen in der DIGIT-HF-Studie“ mit rund 80.000 Euro.
 

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