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Einsatz von Röntgenstrahlung und Kontrastmittel auf dem Prüfstand

Herzstiftung fördert Untersuchung am Klinikum der LMU München über die Strahlenbelastung von Patienten bei Herzkatheteruntersuchungen.

Elektrophysiologische Untersuchung im Herzkatheterraum
BVmed

Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist nach wie vor der häufigste Anlass für eine Klinikeinweisung und zudem Todesursache Nummer eins in Deutschland. Ursache sind Gefäßablagerungen, die auch als Arteriosklerose bezeichnet werden. Die Gefäßablagerungen, sogenannte atherosklerotische Plaques, können dabei die Gefäße verengen. Sind die Herzkranzgefäße (Koronararterien) betroffen, wird der Herzmuskel nicht mehr optimal mit Blut versorgt. Bricht eine Plaque hier auf, kann sich ein Gefäß vollständig verschließen und ein Herzinfarkt die Folge sein.

Ein etabliertes Verfahren zur Diagnostik und Therapie von Herzkranzgefäßverengungen ist die invasive Herzkatheteruntersuchung mittels Ballondilatation und Stent-Implantation. Das Verfahren hat wesentlich zur Verringerung der KHK und deren Sterblichkeit sowie ihrer Folgeerkrankungen wie Herzschwäche beigetragen. 

Was passiert bei einer Herzkatheteruntersuchung?

Bei der Herzkatheteruntersuchung wird ein sehr dünner Kunststoffschlauch (Katheter) über die Pulsader in der Leiste oder am Handgelenk unter Röntgenkontrolle bis in die Herzkranzgefäße vorgeschoben. Es wird dann Kontrastmittel (eine jodhaltige und deshalb im Röntgenbild dunkel erscheinende Flüssigkeit) in die Herzkranzgefäße eingespritzt. In Röntgenaufnahmen kann man dann beurteilen, ob und in welchem Ausmaß Einengungen vorliegen. Weil bei der Untersuchung Röntgenstrahlung eingesetzt werden, besteht eine potenziell schädliche Strahlenbelastung (Strahlenexposition) für die Patienten und das medizinische Personal, das die Untersuchung durchführt.

Bild von Dr. Stocker
© LMU Klinikum.

Untersuchung von Strahlenbelastung in der Kardiologie

Im Rahmen einer von der Deutschen Herzstiftung mit 40.800 Euro geförderten Studie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am LMU Klinikum München unter der Leitung von Privatdozent Dr. med. Thomas J. Stocker sollen Herzkatheteruntersuchungen nun auf den Prüfstand gestellt werden. Denn zum einen steigt rechnerisch mit der Strahlendosis das Risiko für Erbgutveränderungen und Krebserkrankungen proportional an. Zum anderen liegen wenig Daten zur tatsächlich verwendeten Strahlendosis und Kontrastmittelmenge vor. Auch das jodhaltige Kontrastmittel ist potenziell schädlich (allergische Reaktionen, Nierenschädigung), so dass es möglichst sparsam verwendet werden sollte.

In der aktuellen Studie „Strahlendosis und Kontrastmittelmenge diagnostischer und therapeutischer Herzkatheteruntersuchungen“ findet daher eine retroperspektive Auswertung aller diagnostischen und therapeutischen Herzkatheteruntersuchungen der Herzkranzgefäße an deutschen Kliniken statt, die am nationalen Qualitätssicherungsverfahren des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) teilnehmen. Dies sind rund 9 Millionen Eingriffe an über 800 Institutionen zwischen den Jahren 2008 und 2018. Dabei sollen das Ausmaß und Entwicklung der Strahlenexposition und die Menge des verwendeten Kontrastmittels innerhalb der klinischen Praxis zwischen 2008 und 2018 analysiert werden und wie groß der Unterschied zwischen den Zentren ist. „Die Ergebnisse der Studie könnten dazu beitragen, die Patientensicherheit bei diagnostischen und therapeutischen Herzkatheteruntersuchungen zu steigern, indem z.B. Strahlendosis und Kontrastmittelmenge künftig reduziert werden und damit auch das Auftreten von potenziellen Folgeerkrankungen minimiert werden könnte“, so der Kardiologe und Notfallmediziner Privatdozent Thomas Stocker.

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Finger der ein Herz mit EKG zeichnet
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